Jahresrückblick 2021

Langsam ist es mal wieder Zeit, an dieser Stelle ein kleines Lebenszeichen zu hinterlassen, allein schon für die Besucher, die sich für Eier begeistern. Tatsächlich ergab es sich wohl noch in keinem Jahr, dass ich einerseits beruflich und andererseits privat so viele Nester unterschiedlicher Arten fand. So läßt es sich kaum vermeiden, daß im Folgenden das eine oder andere mit dem Telefon aufgenommene Erinnerungsfoto eines Vogelnests aufkreuzt. Dies deutet bereits an, wie fotografisch hochwertig dieser Beitrag einmal mehr zu werden verspricht. Trotzdem probiere ich an dieser Stelle nun mal das eigentlich merkwürdige Konzept „Jahresrückblick“ einmal aus, wenn mir schon für einzelne, themengebundene Beiträge die Zeit fehlt…

Ab Mitte März durfte ich wieder viel Zeit in den Brutgebieten von Kiebitz und Brachvogel in der Rheinebene verbringen, um Nester zu suchen und Gelegeschutzmaßnahmen umzusetzen. Trotz des in diesem Frühjahr ausgesprochen widrigen Wetters eine sehr spannende Arbeit, bei der ich nebenher u.a. Kuhreiher und Steppenweihe entdeckte und beide Seltenheiten auch fotografisch dokumentieren konnte.

Den größten Teil des Frühjahrs verbrachte ich mit Kartierarbeiten, kaum mit gezielten Touren in der Absicht, zu fotografieren oder Tonaufnahmen zu machen. Trotzdem ergaben sich in der Summe viele schöne Beobachtungen und die eine oder andere günstige Gelegenheit zum Knipsen. An einem ruhigen Sonntagmorgen Anfang Mai hörte ich mir das Konzert der Nachtigallen und frisch eingetroffenen Pirole in der Rheinebene an. Bei weiteren Gelegenheiten bekam ich außerdem Tonaufnahmen von Sperlingskauz und Orpheusspötter hin.

Nachtigall, Gesang; im Hintergrund u.a. eine weitere Nachtigall, Pirol, Graugans; 2. Mai 2021, Ortenaukreis
Sperlingskauz, Gesang; Mittlerer Schwarzwald, 12. April 2021
Orpheusspötter, Gesang; Südlicher Oberrhein 29. Mai 2021

Wie auch in den letzten Jahren brütete ein Paar des Grauschnäppers in unserem Garten. Das üblicherweise nicht schwer zu findende Nest befand sich im Innern einer Kletterrose an einer Hauswand. Das Paar begann nach dem Ausfliegen der Jungen eine zweite Brut im selben Nest, das aus vier Eiern bestehende Zweitgelege wurde jedoch von einem Eichhörnchen verspeist.

Und dann war ich natürlich endlich mal wieder in Lappland! Zugunsten einer besseren Vereinbarkeit mit der Familie nur zwei Wochen, aber dafür umso intensiver. Es war phänomenal, wieder diese weite Wildnis zu erleben und in bester Gesellschaft die Berge zu erwandern, auf denen wir 2013 unsere ersten Mornells (das Wunder) gesehen hatten.

Auch dieses Jahr ging ein Großteil der unter vielfach widrigem Wetter dort verbrachten Zeit für die Beschäftigung mit dem Wunder drauf. Die Bedingungen waren allerdings zum Fotografieren der meisten Arten relativ ungünstig, sodass die fotografische Ausbeute nicht ganz dem intensiven Erleben entspricht. Dies gilt auch für zwei herausragende Beobachtungen auf der Rückfahrt – ein singender Blauschwanz und ein aus dem Auto entdeckter Bartkauz.

Blauschwanz, Gesang; Västerbotten 24. Juni 2021

Im Spätsommer befasste ich mich, ebenfalls teilweise im Rahmen von Kartierarbeiten, mal wieder mit verschiedenem Krabbelgetier.

Auf den herbstlichen Vogelzug hatte ich mich sehr gefreut und war mehrere Morgende am Schwabenkreuzpass im Schwarzwald, um den Kleinvogelzug zu beobachten. Trotz immer wieder guter Bedingungen gab es nie wirklich viel Zug zu sehen und zu hören, womit ich nicht allein war – regional berichteten verschiedene Beobachter ebenfalls von erstaunlich niedrigen Durchzugszahlen, wobei die Gründe dafür meines Wissens unklar sind. Die Stimmungen machten trotzdem Laune. Ich hoffe einfach darauf, dass die nächste Saison wieder ereignisreicher wird…

Kernbeißer, durchziehender Trupp, 16. Oktober 2021, Schwabenkreuzpass
Heckenbraunelle, durchziehend; im Hintergrund u.a. durchziehende Feldlerchen und ein warnendes Reh; 17. Oktober 2021, Schwabenkreuzpass

In Spätherbst und Winter verzichtete ich nahezu vollständig auf Ausflüge, nicht zuletzt, weil es auch mal ganz angenehm ist, möglichst wenig Auto zu fahren. Tatsächlich habe ich kaum außerhalb des eigenen Gartens beobachtet – Patch- und Low-Carbon-Birding in reinster Form sozusagen. Tipp: Die Anschaffung von Hühnern hilft über sich möglicherweise einstellende Gewöhnungseffekte beim täglichen Betrachten der Blaumeisen ganz gut hinweg. Die Hühner sind auch recht nützlich, wenn man sich mit Eiern zu befassen wünscht. Mit diesem nicht allzu fern liegenden Gedanken erhält dieser Beitrag einen kreisförmigen Abschluß, sodaß mir noch bleibt, der geneigten Leserschaft ein fröhliches und gesundes Neues Jahr zu wünschen, vielen Dank.

Sommergoldhähnchen, Rufe, im Hintergrund Haubenmeise und Buntspecht; 21. November 2021, Gengenbach

alles neu macht der Mai

Nach einer langen Blogpause, die unter anderem auf weitgehende fotografische Unproduktivität zurückzuführen ist, soll heute ein kleiner neuer Beitrag erscheinen. Die langen Winterabende habe ich vielfach am Zeichentisch verbracht und stelle daher einige bescheidene Machwerke aus den letzten Wochen zusammen. Wahrscheinlich sollte ich dem Malen und Zeichnen in Zukunft wieder mehr Zeit und Platz einräumen, jedenfalls waren die vergangenen zwei Monate meine in dieser Hinsicht produktivsten seit langem, eigentlich seit meiner Jugend, die ich überwiegend über Aquarellpapier gebeugt verbrachte (daher bin ich übrigens, nehme ich an, auch zu so einem merkwürdigen Typen geworden).

Raubwürger Aquarell 24 x 32 cm
Brachvogel Bleistift 24 x 33 cm
rastender junger Mornell Bleistift 24 x 33 cm
herbstliches Schwarzkehlchen Aquarell 30 x 40 cm
Sommergoldhähnchen Aquarell 32 x 24 cm
Raubwürger Bleistift 24 x 33 cm
Blaukehlchen Aquarell 30 x 40 cm
weibliche Rohrammern Aquarell 40 x 30 cm

Naturfotografie in der Sesshaftigkeit

Vierpunktige Sichelschrecke (Phaneroptera nana)

In Ermangelung von Zeit und Muße für größere Unternehmungen sind die wenigen Bilder, die ich im vergangenen Jahr so gemacht habe, fast alle direkt vorm Haus entstanden (vgl. vorangehenden Beitrag). In Anlehnung an frühere Zeiten, in denen ich mich mit einem Makroobjektiv verschiedenem Krabbelgetier zu nähern pflegte, habe ich mich sogar mal wieder verschiedenen sechsbeinigen Tierchen gewidmet, die ich sonst zuweilen vernachlässige bzw. schlankerhand unter dem Sammelbegriff „Vogelfutter“ zusammenfasse.

Hornklee-Glasflügler (Bembecia ichneumoniformis)

Erfreulich zahlreich gesellen sich die Gottesanbeterinnen zu unserem kleinen Sammelsurium, im Sommer sind uns fast täglich mehrere Individuen begegnet. Im Juni erscheinen die ersten winzigen Larven, die eher nur durch Zufall zu entdecken sind. Ein offenbar sehr beliebter Eiablageplatz sind die Innenseiten des Gewächshauses, dort fanden wir im Spätsommer sechs Ootheken.

Angeregt von Joachims Begeisterung für Heuschrecken, begann ich deren Artenspektrum im Garten gezielt zu untersuchen. Natürlich überwiegen ubiquitäre Arten, die fast überall auftauchen können, aber auch einige „bessere“ Arten waren dabei, u.a. einige Sumpfgrillen (Pteronemobius heydenii). Seit Jahren gehört auch das sich stark ausbreitende Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) zum recht lautstarken nächtlichen Grillenkonzert. Das erste hörte ich 2019 übrigens am 14. Juli, das letzte noch am 24. Oktober. Besonders interessant fand ich die Große Schiefkopfschrecke (Ruspolia nitidula), von der ich ein Weibchen und mehrere singende Männchen feststellen konnte. Diese noch vor wenigen Jahren in Deutschland fast nirgends zu findende Art breitet sich zur Zeit entlang des Oberrheins massiv nach Norden aus. Die ersten Nachweise im Kinzigtal gelangen 2013, was ich aber erst im Nachhinein herausfand. Rückblickend habe ich die Art ziemlich sicher auch schon im Sommer 2018 auf unserem Grundstück gehört, konnte den Gesang damals aber nicht einordnen.

Weibchen der Schiefkopfschrecke – bemerkenswerte Eleganz, wohlproportioniertes Gesicht
Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus) – eine der häufigsten Heuschrecken im Garten
Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) – bisher nicht im Garten gefunden, Bild wenige 100 Meter entfernt geknipst

Noch am 22. August und damit recht spät schlüpften mindestens vier Blaugrüne Mosaikjungfern (Aeshna cyanea), die sich im Gartenteich gebildet hatten.

Im Spätsommer freute ich mich sehr über einige durchziehende Vögelchen, die vorm Fenster Station machten. 2019 hielten sich u.a. mehrere Gartenrotschwänze und ein diesjähriger Trauerschnäpper für einige Tage bei uns auf. Obendrüber kreisten die mauserzerfledderten Rotmilane.